Die Unterrichtsformen an Montessori-Schulen können vielfältig sein: Freiarbeit, Gruppen- oder Partnerarbeit, Projektarbeit oder gebundener (das bedeutet gemeinsamer) Klassenunterricht.

Die Freiarbeit ist das Kernstück der Montessori-Pädagogik. Hier entscheiden die Schüler*innen selbstständig, womit sie sich beschäftigen. Die im sorgfältig vorbereiteten Klassenraum (sog. Vorbereitete Umgebung) bereitgestellten (Montessori-) Materialien helfen ihnen dabei, gegebenenfalls auch mit Unterstützung der Lehrkraft, diese Entscheidung zu treffen. Die Schüler*innen selbst bestimmen auch weitgehend Arbeitsrhythmus und Arbeitsdauer, Arbeitsplatz (z.B. Tisch oder Teppich) und soziale Arbeitsformen wie beispielsweise Partner- oder Gruppenarbeit. Die Lehrkraft begleitet dabei nur das Geschehen. Das Funktionieren der Freiarbeit erfordert von allen am Lernprozess Beteiligten eine besondere Art der Disziplin: Eine Disziplin, die von innen kommt und genau durch diese Form des Lernens geübt und ermöglicht wird. Maria Montessori spricht deshalb von den zwei Seiten einer Medaille: Freiheit und Disziplin.

Durch die Freie Wahl, und damit das interessengeleitete Lernen, kann es zu dem von Maria Montessori beschriebenen Phänomen der „Polarisation der Aufmerksamkeit“ kommen. Damit ist eine äußerst intensive Form der Konzentration auf und Versenkung in die Arbeit gemeint, die die gesunde psychische und mentale Entwicklung des Kindes positiv beeinflusst. Maria Montessori bezeichnet diesen Zustand als Normalisation (einer inneren – nicht äußeren – Norm gehorchend). Man könnte es auch mit dem Begriff der „Selbstfindung“ beschreiben.

Anna Eusemann-Klaus
Langjährige Förderlehrerin der Aktion Sonnenschein und Montessori-Ausbilderin (AMI-Diplom)